Die unsichtbare Kunst: Warum Eventregie weit mehr ist als nur „Ablauf koordinieren“
- Alexander Maahs
- 15. Juli
- 2 Min. Lesezeit
Eventregie – ein Begriff, der für Außenstehende oft diffus bleibt. Viele verbinden damit die Steuerung eines Timings, vielleicht noch die Regieanweisungen für Kameras oder Licht. Doch wer einmal hinter die Kulissen eines großen Live-Events geblickt hat, weiß: Eventregie ist eine hochkomplexe Disziplin, in der Kreativität und Technik, Planung und Spontaneität, Kommunikation und Verantwortung auf engstem Raum zusammenlaufen.

Zwischen Vision und Realität: Regie als Schaltzentrale
Die Eventregie ist das Herzstück jeder Inszenierung – sei es ein Corporate Kickoff, eine Preisverleihung, eine Pressekonferenz oder ein Public Event mit tausenden Besucher:innen. Der oder die Regisseur:in hält dabei alle Fäden in der Hand: Bild, Ton, Licht, Videozuspielungen, Kamera-Schnitt, Einspieler, Live-Schaltungen, Publikumsführung, Timings, Artist:innen, Moderation, Sicherheit – jede Sekunde zählt.
Ein Beispiel
Bei einer Produktpräsentation mit Live-Stream, Publikum vor Ort, internationalen Schalten und einer Bühnenshow mit mehreren Acts ist es die Aufgabe der Regie, sämtliche Abläufe synchron zu steuern. Das bedeutet: In-Ear-Kommunikation mit Moderator:innen, Countdown-Anweisungen an das Licht, Timecode-basierte Steuerung für Einspieler und gleichzeitig der ständige Blick auf den Ablaufplan, der sich im Zweifel „on the fly“ ändert, weil jemand 30 Sekunden zu spät auf die Bühne kommt. Fehler sind hier nicht nur sichtbar – sie sind unmittelbar.
Künstlerisch denken, technisch führen
Eventregie ist ein Spagat: zwischen dramaturgischer Verantwortung und technischer Präzision. Die Regie führt nicht nur durch den Ablauf, sondern gestaltet die Erzählung des Events mit. Wann wird Spannung aufgebaut? Wo braucht es Raum für Emotion? Wie wirken Bildsprache und Musik zusammen? Die Antworten auf diese Fragen entscheiden oft über die emotionale Wirkung eines Moments – und damit über den Erfolg des Events.
Ein weiteres Beispiel:
Bei einer Award Show entscheidet die Regie über die Kadenz: Wie lange darf der Applaus wirken, wann setzt Musik ein, wie schnell muss die Bühne umgebaut werden, ohne dass es Unruhe im Publikum gibt? Der Live-Schnitt muss die richtige Reaktion im Publikum einfangen, während im Hintergrund schon der nächste Act vorbereitet wird. Alles muss fließen – und doch planbar bleiben.
Die Herausforderung: Alles sehen, nichts dem Zufall überlassen
Ein guter Event-Regisseur ist nicht nur Koordinator, sondern auch Übersetzer zwischen Welten: zwischen Kundenwünschen, Technik, Dramaturgie, Sicherheitsvorgaben, Agentur und Künstler:innen. Die Regie ist dabei oft das einzige Teammitglied, das den gesamten Überblick hat – vom ersten Aufbautag bis zur letzten Cue im Showcall.
Typische Herausforderungen:
Letzte Scriptänderung 10 Minuten vor Showstart
Spontaner Ausfall eines Scheinwerfers oder Mikrofons
Verzögerungen beim Gäste-Einlass, die das gesamte Timing verschieben
Umbauten, die langsamer laufen als geplant
Künstler:innen, die „nach Gefühl“ spielen, statt nach Cue
All das muss im Moment aufgefangen, übersetzt und gesteuert werden – ohne dass es im Publikum überhaupt auffällt.
Fazit: Regie ist dann gut, wenn sie keiner bemerkt
Die beste Eventregie ist die, die nicht auffällt – weil sie reibungslos wirkt. Doch dieser Eindruck entsteht nicht zufällig, sondern ist das Ergebnis aus monatelanger Planung, einem eingespielten Team, mentaler Stärke und kreativer Klarheit.
In einer Zeit, in der Events zunehmend hybrid, digital und international werden, wächst auch die Komplexität der Regiearbeit weiter.
Eventregie ist längst nicht mehr nur ein Job – sie ist eine Kunstform.